"Ein Bollwerk gegen den Utilitarismus"
Kant-Forscher Heiko Puls mit Kurt-Hartwig-Siemers-Wissenschaftspreis 2019 ausgezeichnet
Die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung hat den Hamburger Kant-Forscher Dr. Heiko Puls (*1978) mit dem Kurt-Hartwig-Siemers-Wissenschaftspreis 2019 ausgezeichnet. Dr. Ekkehard Nümann, Präsident der Stiftung, überreichte den mit 50.000 Euro dotierten Preis in Anwesenheit von Hamburgs Erstem Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher am 9. Dezember im Rahmen einer Festveranstaltung in der Handelskammer.
"Die Arbeit der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung macht Forschung öffentlich sichtbar", unterstrich Tschentscher. Ihn freue, dass erstmals ein Philosoph die hohe Auszeichnung zuerkannt bekomme: "Wir alle sind aufgerufen, die Grundsätze wissenschaftlichen Denkens zu verteidigen." Die Beschäftigung mit Immanuel Kant sei hoch aktuell, betonte Nümann: "Kant begründet die Verbindung von Vernunft, Freiheit und Menschenwürde. Dass sie für jeden Menschen gilt, ist eine fundamentale Zuschreibung. Dieses Vernunftgesetz zu achten, bildet das Grundgesetz unserer Gesellschaft." Der Siemers-Preis für Heiko Puls würdige eine hervorragende Interpretation Immanuel Kants, so Prof. Dr. Birgit Recki in ihrer Laudatio: Puls habe sich mit anhaltender leidenschaftlicher Sachlichkeit einem "Weltbürger des Denkens" gewidmet und in den Jahren seiner wissenschaftlichen Beschäftigung mit Kant einen als dunkel geltenden Text zu erhellen vermocht.
Heiko Puls, der Philosophie an der Universität Hamburg lehrt, analysiert in seiner Habilitationsschrift "Sittliches Bewusstsein und Kategorischer Imperativ in Kants 'Grundlegung'" Kants "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten" (1785): "Ich habe diesen moralischen Gründungstext der Moderne intensiv analysiert. 'Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als auch in der Person eines jeden anderen, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.' Der Königsberger Philosoph begründet, dass es etwas an jedem vernünftigen Wesen gibt, was diesem unabsprechbar zukommt. Dieser Würdebegriff, eine Art Bollwerk gegen zunehmende utilitaristische Erwägungen, gibt trotz oder vielleicht gerade wegen seines hohen Anspruchs an das menschliche Gewissen in einer Vielzahl von ethischen Konfliktfällen hilfreiche Orientierung – auch heute noch!"