Zwischen Illusion und Schulalltag

Erwartungen an Lehrkräfte mit Migrationshintergrund 

Die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung hat zum 15. Mal den mit 30.000 Euro dotierten Kurt-Hartwig-Siemers-Wissenschaftspreis vergeben. Am 28. Oktober überreichte der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung, Dr. Ekkehard Nümann, im Rahmen einer Festveranstaltung in der Handelskammer die Auszeichnung an Frau Prof. Dr. Carolin Rotter (37). An der Preisverleihung nahm auch die Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung, Katharina Fegebank, teil.

Die Preisträgerin wird für ihre 2014 veröffentlichte Hamburger Habilitations­schrift "Zwischen Illusion und Schulalltag. Berufliche Fremd- und Selbstkonzepte von Lehrkräften mit Migrationshintergrund" ausgezeichnet. In dieser setzt sie sich mit der bildungs­politischen Forderung auseinander, den Anteil von Lehrkräften mit Migrations­hintergrund zu erhöhen. Dies ist mit der Hoffnung verbunden, dass dadurch mittelfristig der Bildungserfolg von Schülern mit Migrationshintergrund verbessert werden kann. In ihrer Studie hat Carolin Rotter nicht nur die entsprechenden Lehrer interviewt, wie sie sich selbst sehen, sondern sie hat auch Schulleiter, Lehrer und Schüler gefragt, wie diese Lehrkräfte mit Migrationshintergrund im schulischen Alltag wahrnehmen. Eines ihrer zentralen Ergebnisse ist, dass der Migrationshintergrund von Lehrkräften weder von der Lehrerschaft noch von den Schülern besondere Aufmerksamkeit im schulischen Alltag erhält. Vielmehr sind es neben dem Interesse an den Belangen von Schülern die pädagogisch-professionellen Kompetenzen, die bei Lehrkräften zählen.

Dr. Ekkehard Nümann, Vorsitzender des Kuratoriums der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung: "Die große Frage ist, wie die schulische Zukunft der unzähligen Flüchtlingskinder aussieht. Von großer Bedeutung wird sein, dass Lehrer eingesetzt werden, die Erfahrungen mit Deutsch als Fremdsprache und im Umgang mit traumatisierten Kindern haben."

Der Lebenslauf von Frau Rotter ist beeindruckend: 1978 in Berlin-Steglitz geboren, hat sie ihr Studium mit der ersten Staatsprüfung und zusätzlich einem Magister abgeschlossen. Nach ihrer hervorragenden Promotion arbeitete sie am Deutsch-Chinesischen Hochschulinstitut in Langfang/Beijing (China) und war als Beraterin bei der Boston Consulting Group (BCG) tätig. Seit 2014 ist sie Professorin für Erziehungswissenschaft an der Universität Duisburg-Essen. Mit ihrem Preisgeld plant sie eine deutsch-österreichische Untersuchung zum Thema Inklusion und der Rolle von Lehrkräften in Zusammenarbeit mit den Sozialpädagogen.