Drei Fragen an Nils Christiansen

Nils Christiansen, Kurt-Hartwig-Siemers-Wissenschaftspreisträger 2024, im Gespräch mit dem Präsidenten der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung, Ekkehard Nümann.

Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung: Welche Folgen hat die intensive Bestückung von Offshore-Windkraftanlagen in Hinblick auf physikalische Prozesse im Meer?

Nils Christiansen: Bei meiner Forschung geht es mir um vertieftes Wissen und Verständnis dessen, wie sich der zusätzliche menschliche Eingriff durch Offshore-Energieproduktion auf die Nordsee auswirkt. Die Effekte auf das Ökosystem können sowohl positiv als auch negativ sein. Eine intensive Bestückung von Offshore-Windkraftanlagen bedeutet eine flächendeckendere Beeinflussung und Überlagerung von Effekten, wodurch die Auswirkungen signifikanter werden können.

Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung: Sie zeigen, dass die Offshore-Wasserstoffproduktion insbesondere einen lokalen Fußabdruck erzeugt, während Fernfeldeffekte vernachlässigt werden können. Inwiefern ist das eine gute Nachricht? 

Nils Christiansen: Das sind erste Hypothesen basierend auf unseren Annahmen, da in der Realität noch viele Fragen zur Technologie und Umsetzung geklärt werden müssen. Was wir in unserer Studie aber sehen ist, dass der physikalische Fußabdruck der Wasserstoffproduktion auf die Nordsee deutlich lokaler scheint als der der gebauten und geplanten Windparks, jedoch keineswegs vernachlässigbar ist. Entscheidend ist dabei die Methode der Wasseraufbereitung und der Rückführung von Sole und Abwärme.

Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung: In Deutschland waren nach Angaben der Stiftung Offshore-Windenergie Mitte 2024 mehr als 1.600 Windenergieanlagen auf See mit einer Gesamtleistung von 8,9 Gigawatt in Betrieb. Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung?

Nils Christiansen: Der Anstieg von aktuell etwa 9 GW auf geplante 70 GW im Jahr 2045 ist gewaltig, aber auch ein wichtiger Schritt für die Energiewende. Letztlich muss geschaut werden, wie diese Entwicklung bestmöglich in Einklang mit der Natur und anderen menschlichen Nutzungen, wie der Schifffahrt oder Fischerei, gebracht werden kann. Die ökologischen Auswirkungen sollten beim Ausbau berücksichtigt werden, um diesen so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten.